Der Gedanken, allein zu Hause zu sitzen, während mein Freund
arbeiten geht, war für mich einfach nur erschreckend. Wir haben dann gemeinsam
beschlossen, dass es wohl ganz gut is, wenn ich ein paar Tage zu meinen Eltern
nach Bayern fahre. Ein Tapetenwechsel tut mir sicher auch ganz gut und meine
Mutter hat sich eh sehr viel Sorgen um mich gemacht. So konnte sie mich ein
bisschen bemuttern und verwöhnen und ich konnte mich ein wenig Erholen.
Aber mit viel Ruhe war nicht… Meine Mutter hat ohne mein
Wissen auch noch meinen Cousin eingeladen. Ein komplett kaputter, verrückter
Typ, der den ganzen Tag nur Mist redet. Also jemand, der mit seiner Art für
gute Laune und viel Gelächter sorgt. Als sie mir am Freitag sagte, dass er
Sonntag komme, war ich erst nicht wirklich begeistert. Ich wollte mich doch entspannen…
Naja ändern konnte ich es jetzt nicht und ich habe mir gesagt, dass ich das
beste draus machen werde.
Und was soll ich sagen… Ich habe in dieser Woche so viel
Spaß gehabt, ich habe mich fast geschämt. Wie kann ich nur soviel lachen,
obwohl meine Tochter gerade gestorben ist? Aber es tat mir gut. Man sagt immer „Lachen
ist die beste Medizin“ und das stimmt auch.
Nur war mein Cousin nicht natürlich nicht als
Therapiemaßnahme da, sondern weil er Ski fahren wollte. Einen Bekannten hatte
er auch noch mit dabei. Ich stehe auch gerne auf Ski und bin dann auch 2 Mal
mit den beiden mitgefahren. Frische Luft und ein bisschen Bewegung… fast so gut
wie Lachen. Endlich fühlte ich mich nach 3 Wochen Elend, wieder ein bisschen
besser. Aber war das normal, so schnell wieder etwas positives zu sehen? Mein
schlechtes Gewissen blieb. Und trotz allem Gelächter und aller positiver Dinge
habe ich trotzdem Phasen der Trauer gehabt. Den einen Abend habe ich mit meiner
Mama zusammen auf der Couch gesessen und wir haben ein Gedicht gelesen.
Wo bist du?
Wo bist du?
Wir haben uns in den Arm genommen und gemeinsam getrauert um
unsere verloren Babys. Meine Mama hat nämlich auch 2 Babys verloren. Ich hatte
ja auch im Juni 2013 schon eine Fehlgeburt in der 11. Woche.
Diese Seite mit den Gedichten hat mich auch immer wieder
begleitet. Ich selbst bin kein Gedichte Schreiber, aber sie berühren mich
unglaublich und einige sprechen mir wirklich aus der Seele.
Nach einer Woche bin ich auch wieder nach Hause gefahren.
Vor allem, weil bei uns Hochzeitsmesse war und meine Trauzeugin sich angemeldet
hat zu kommen. Der Abschied fällt mir immer schwer, aber diesmal war ich auch
froh, bald wieder bei meinem Freund zu sein. Seine Nähe hat mir in dieser Zeit
doch sehr gefehlt.
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