Dienstag, 13. Januar 2015

Die Geburt unserer Tochter

Am 15.01.14 war es dann soweit und wir sollten uns gegen 10 Uhr in der Klinik einfinden, damit eingeleitet werden kann. 
Wir wurden erstmal ins Wehenzimmer des Kreissaals gebracht, vor allem da dort 2 Betten stehen und mein Freund so möglichst lange bei mir bleiben konnte. Keiner hat mit einem schnellen Einsetzten der Wehen gerechnet, da mein Körper ja noch überhaupt nicht darauf vorbereitet war. Ich hatte sehr vie Angst, weil ich zuvor schon Horrorgeschichten von 48 Stunden lang schmerzhaften Wehen gehört gelesen habe und hab nur gehofft, dass das bei mir nicht passiert. Der Schmerz war so schon schlimm genug und bei diesem Schmerz würde kein Schmerzmittel helfen...
Es kamen dann ganz viele Ärzte zu uns. Der eine Oberarzt war einfach nur blöd. Vielleicht wusste er nicht wie er sich verhalten sollte, aber er war sehr kalt uns gegenüber. Wir hatten eher das Gefühl, er wolle sich wichtig machen. Der Assistenzarzt hingegen war sehr nett. Er hat uns alles erklärt, was passiert und dass ich erstmal ein Gel bekomme, damit der Muttermund weich wird und die Wehen einsetzten. Zusätzlich wurde mir ein Zugang gelegt, da ich später noch eine Oxitocintropf bekommen sollte, wenns langsam losgeht. Er hat auch gesagt, dass nach dem ersten Gel wohl noch nichts passieren wird und da ich die Nacht zuvor sehr schlecht geschlafen habe, sollte ich mich erstmal versuchen ein bisschen auszuruhen. Das 2. Mal Gel sollte ich nach 4 Stunden bekommen. Als er mir den Verlauf der Geburt und was danach kommt erklärt hat, musste er selbst mit den Tränen kämpfen. Er hat uns gesagt, dass wir unser Baby, wenn wir möchten dann gerne sehen können und so lange wie wollen noch bei ihm bleiben können. Wenn wir dann für den Abschied bereit wären, kommt die 
Hebamme und bringt das Baby in die Pathologie, wo weitere Untersuchungen folgen.
Er hat mich auch darauf hingewiesen, dass ich wohl nach der Geburt  eine Ausschabung benötigen werde, da oft die Placenta nicht vollstänig mit raus kommt. Der Gedanke nach Der Geburt allein zu sein und sei es nur für kurze Zeit und auch meine Freund so lange allein zu lassen, war unerträglich und ich habe im stillen zu meinem Baby gesagt: "Bitte, wenn du das schaffst, nimm die Placenta mit. Ich möchte nicht vom Papa getrennt sein, wenn du nicht mehr bei mir bist." 
Als ich dann fragte, was danach mit dem Baby passiert, wenn die pathologischen Untersuchungen abgeschlossen seien, meinte er die Hebamme bringe mir alle Informationen, welche Möglichkeiten wir haben.
Wir mussten dann noch auf den Anästhesisten warten. Die Hebamme kam auch mit Infos. Sie hat uns gesagt, die Uniklinik hat ein Sternengrab für Kinder unter 500g und da könnten wir unser Baby beerdigen lassen. Wir hätten auch die Möglichkeit ein eigenes Grad zu gestalten und dann müsste sich ein Bestatter darum kümmern. Wir können unserem Baby einen Namen geben und wenn wir möchten können wir auch Babys unter 500g im Stammbuch eintragen lassen, 
In einem Nebensatz erwähnte sie noch, dass wir ab 500g Geburtsgewicht dazu verpflichtet sind eine Bestattung selbst zu organisieren und der Eintrag im Stammbuch mit Geburtsurkunde auch erfolgen muss. Aber damit würde niemand rechnen. Wir haben uns einen Namen überlegt, allerdings auch nur für ein Mädchen. Ich war mir recht sicher, dass es ein Mädchen werden würde. Wir haben uns dann für das Sternengrab der Uniklinik entschieden, weil ich fand es schön, die Vorstellung, dass das Baby dann nicht allein ist, sondern zusammen mit anderen Sternenkindern.
Auch der Anästhesist, der mich über die Möglichkeiten den Schmerzlinderung aufgeklärt hat. musste mit den Tränen kämpfen. Ich habe ihm gleich gesagt, dass ich eine PDA ablehne und es so versuchen möchte. Ausserdem konnte ich auf andere Schmerzmittel zurückgreifen, die anderen Frauen nicht zur Verfügung hatten. Zudem dachte ich würde der körperliche Schmerz, den seelischen etwas Unterdrücken. 
Gegen 14 Uhr war es dann soweit und das erste Gel wurde gelegt. Jetzt gab es kein zurück mehr... Mein Freund hat noch ganz in Ruhe Pizza gegessen und ich durfte auch noch was zu Mittag essen und bin irgendwann eingeschlafen. Gegen 16 Uhr bin ich aufgewacht, weil ich merkte dass ich Schmerzen bekomme. Oh dachte ich noch, das geht aber schnell... Die Schmerzen wurden auch schnell mehr, sodass wir die Hebamme gerufen haben und sie mich kurz untersuchte. Ich durfte dann Umziehen in den kleinen Kreissaal und bekam jetzt Wehenfördernde Mittel über den Tropf. 
Gegen 17 Uhr wollte ich dann doch Schmerzmittel. Der Arzt kam mit einer Pumpe die ich selbst steuern konnte. Es trat aber keine deutliche Besserung ein. Entweder habe ich nicht auf das Mittel reagiert oder sie Schmerzen sind in gleichem Maße wieder angestiegen.
Gegen 19 Uhr war ich am Ende und die Schmerzen wurden nicht erträglicher und ich wollte jetzt doch die PDA. Die Hebamme meinte aber, dass sich das nicht mehr lohnen würde, da die Geburt bald zuende sei und ich es geschafft hätte.
Mein Freund hat die Schmerzpumpe nachher gesteuert und alle 2 Minuten konnte er erneut Schmerzmittel nachgeben und hat das Konsequent gemacht. Irgendwann kam eine Phase wo ich immer wieder eingenickt bin. Dann kam der Drang zu pressen. Ich wusste zu der Zeit gar nicht so richtig, was hier überhaupt passiert. Dass ich kurz davor war ein Baby zu bekommen, war mir nicht klar....
Die Hebamme kam dann mit einer Assistenzärztin und dem Oberarzt und dann gings los. Aber es ging nicht voran. Sie haben dann meine Fruchtbasen sprengen müssen, im wahrsten Sinne des Wortes, denn sie ist wirklich explodiert und das Fruchtwasser war im ganzen Raum und auf der super netten Hebamme verteilt.... Eigentlich fast komisch, wenn man bedenkt, dass ich während der Schwangerschaft die größte Angst vor nem vorzeitigen Blasensprung hatte...
Naja nach ein paar Mal pressen, war es dann um 21:27 Uhr soweit und unsere Tochter kam zur Welt. Wie erwartet, war sie tot. Sie wurde kurz gewaschen und dann durften wir sie sehen.
Es war unbeschreiblich. Zum einen war es sehr schön unsere Tochter im Arm zu halten, es war alles dran und sie sah aus wie ein kleiner Mensch. Auf den ersten Blick konnte man denken, sie würde schlafen, ganz friedlich sah sie aus. Nur die dunkle Haut hat verraten, was los ist mit ihr. 
Ich hatte kurz sogar das gefühl, sie würde sich bewegen und auch bei meinem Freund hat sie sich kurz bewegt. Die Hebamme meinte aber, das sei normal. 
Sie kam mir sehr groß und schwer vor und die Hebamme war auch leicht überrascht und wir haben sie gewogen. 540g!! Oh man das war ein kleiner Schock für uns. Und vor allem, was müssen wir jetzt alles machen? Zum Standesamt und einen Bestatter finden, aber welche sind gut? Es gibt hier hunderte.... Das hat uns erstmak überfordert, wo wir doch eigentlich nur trauern wollten und unsere Ruhe nach dieser Zeit haben wollten. Aber darüber machen wir uns später Gedanken... Jetzt  wollten wir nur unsere Tochter genießen. So ganz nebenbei kam auch die Placenta vollständig mit raus und ich habe mich bei meiner kleinen großen Tochter bedankt. 
Ich konnte an diesem Abend nicht eine Träne vergießen, weil ich war einfach nur stolz. Stolz auf meine hübsche Tochter. Ich konnte sie gar nicht genug anschauen und wir haben ganz viele Bilder gemacht. Komischerweise sieht sie fast immer anders aus. Als hätte sie doch ein bisschen Mimik gehabt.
Für meinen Freund wurde dann ein Bett in die Kreissaal geschoben und wir durften es uns dort für die Nacht bequem machen. Unsere Tochter lag die ganze Nacht zwischen uns. Cara... "die Liebe, die Teure"
Am nächsten Morgen haben wir uns dann von ihr verabschiedet. Mittlerweile hat sich ihr Kopf schon ein wenig verformt und wir wollten sie vom Abend vorher in Erinnerung behalten. Der Abschied war unendlich schwer. Wir wollten sie nicht weggeben und ohne sie nach Hause fahren. Wieso tut man uns das an? Ich wollte die Zeit anhalten und immer bei ihr sein. In dem Moment, also die Hebamme sie mitgenommen hat, war mir, als würde man einen ganz wichtigen Teil von mit mitnehmen. Ich fühlte mich unvollständig und leer und wusste gleichzeitig, dass das wohl auch immer so bleiben wird. Dieser Teil von mir fehlt jetzt einfach. Die Lücke wird einem mit der Zeit weniger bewusst und oft drängt man sie in die letzte Ecke, aber sie ist immernoch da und es gibt Tage, da ist sie so präsent wie in dem Moment, als ich sie weggeben musste. Aber diese Tage werden weniger.
Der Weg nach Haus war sehr irreal. Ich fühlte mich so leer und einsam und war froh, dass mein Freund bei mir war. Ich wollte nicht allein sein...

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