Ich glaub der Wendepunkt kam etwa zur gleichen Zeit wie das
Finale der Fußball WM. Hört sich bestimmt blöd an, aber ich glaube mich hat die
Euphorie ein bisschen angesteckt. Wir haben viele Spiele zusammen mit Freunden
geguckt und hatten dabei auch viel Spaß. Aber es war nicht der Fußball, der mir
geholfen hat, sondern dass ich gemerkt habe, dass wir viele Freunde haben, die
zu uns stehen und gerne Zeit mit uns verbringen. Komischerweise waren es
Menschen, die wir erst recht kurz kannten, die uns zu dieser Zeit am besten
verstehen konnten und uns viel unterstützt haben. Viele von meinen langjährigen
„Freunden“ haben oft mit Unverständnis reagiert, wenn wir Bedarf hatten über
unsere Tochter zu reden, oder haben einfach unangebracht reagiert. Der Kontakt
wurde zu diesem Zeitpunkt auch immer weniger…
2 dieser langjährigen Freundinnen haben dann auch noch zu
meiner Hochzeit abgesagt. Bei der einen war es in Ordnung, immerhin war sie zu
diesem Zeitpunkt selbst auf Hochzeitsreise, aber dass die andere abgesagt hat,
hat mich sehr sehr enttäuscht.
Auch auf Arbeit lief es langsam etwas besser. Ich bekam mehr
Verantwortung und ich verstand mich auch mit meinen Kollegen immer besser.
Trotzdem gab es immernoch Momente in denen ich mich schlecht gefühlt habe. Ich
habe zu diesem Zeitpunkt auch relativ viel getrunken… Jeden Abend gabs ein Glas
Wein, manchmal auch 2. Mein Freund war ernsthaft besorgt.
Mein Freund und ich haben auch ein neues gemeinsames Hobby gefunden,
das Tanzen. Wir haben mit angefangen, damit wir zur Hochzeit einigermaßen
tanzen können und es hat uns soviel Spaß gebracht, dass wir bis heute mit Spaß
dabei sind. Auch das hat mir geholfen. Immer besonders an Sonntagen gings mir
schlecht und wenn wir dann abends los sind zum tanzen, dann war ich meistens
automatisch wieder besser drauf. Die Musik und die Bewegung taten einfach gut.
Unsere Hochzeit kam auch mit immer größeren Schritten näher.
Da meine Trauzeugin recht weit weg wohnte und die Hochzeit ursprünglich ja
klein geplant war, hab ich gesagt, dass ich keinen Junggesellenabschied haben
möchte. Aber ich habe nicht mit meinen neuen tollen Freundinnen gerechnet. Die
haben, also sie hörten, dass ich keinen haben werde, alles organisiert. Und wir
haben einen tollen Tag verbracht. Ich musste viele Sachen machen, die ich
eigentlich voll blöd fand, aber ich hatte Spaß daran.
Auch dass ich ganz viel für die Hochzeit vorbereiten musste, weil ich alles selbst
machen wollten, hat mir sehr durch diese Zeit geholfen und abgelenkt. Ich
konnte auch meine Chef überreden, mir 3 Wochen Urlaub zu geben, statt nur 2 und
so konnten wir spontan noch eine kleine Hochzeitsreise planen. Haben uns für 10
Tage Fuerteventura entschieden. Einfach nur Sonne tanken und entspannen. Wieviel
uns dieser kleine Urlaub noch bedeuten wird, konnten wir zu diesem Zeitpunkt
noch nicht ahnen.
Endlich kam der große Tag. Meine lang geplante und
herbeigesehnte Hochzeit. Wie schnell dann doch die Zeit vergehen kann… Aber ein
bisschen Angst hatte ich trotzdem. Ich wollte, dass unsere Tochter eine Rolle
spielt und für uns ein Teil dieses Tages wird, aber gleichzeitig sollte es ja
eine Hochzeit werden und keine Trauerfeier. Ein kleiner Drahtseilakt, aber ich
denke es ist uns ganz gut gelungen.
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