Da waren wir nun wieder zu
Hause. Ganz allein. Und wir mussten uns um soviel kümmern. Eine gute Freundin
hat ihre Hilfe angeboten und ich habe nur gefragt, ob sie vielleicht von
Kollegen oder von einem guten Bestattungsunternehmen gehört habe. Kurz Zeit späte
bekam ich von ihr eine Nachricht, dass ich mich am besten beim Bestattungshaus
B. melden soll und nach Frau P. fragen. Ok, dachte ich, dann mach ich das mal.
Frau P. wusste auch sofort worum es geht und hat angeboten uns am nächsten Tag
zu Hause zu besuchen um alles weitere zu besprechen.
Mein Freundin hat wohl bei
ganz vielen Bestattungshäusern angerufen und sich erkundigt und hat uns dieses
dann empfohlen. Damit hat sie mir eine so große Last genommen. Wahrscheinlich
hätte ich das erst beste genommen, was ich auf Google gefunden hätte. Ich hatte
einfach keine Kraft und Lust mir da noch Angebote oder sonstwas einzuholen. Und
dieser Bestatter war einfach Klasse. Frau P. war sehr einfühlend und hat
versucht alles möglich zu machen für uns und unsere kleine Tochter.
Auch hat sie einen Termin
beim Standesamt für uns gemacht damit wir die Geburtsurkunde für unsere Tochter
bekommen und ausserdem wollte mein Freund zum einen die Vaterschaft noch
anerkennen und wir wollten ihren Nachnamen ändern lassen. Unsere Hochzeit stand
nämlich schon lange fest für August und ich wollte, dass sie dann meinen
zukünftigen Familiennamen trägt und zu uns gehört und nicht meine Mädchennamen.
Dank Frau P. mussten wir
einfach nur hin, hatten einen Termin und mussten auch nicht lange mit
glücklichen neuen Eltern auf dem Flur warten. Und nach 20 min hatten wir die
Geburtsurkunde und unsere kleine hat den Nachnamen ihres Papas. Da sich auch
Frau P um alles andere gekümmert hat, mussten wir nichts mehr machen. Nur noch
Lieder für ihre Beerdigung raussuchen. Das Lied was mein Freund damit verbindet
ist Eric
Clapton - Tears in Heaven und mein Lied, bei dem ich auch heute noch
stundenlang weine, wenn ich es höre ist Jupiter Jones - Still
Ich habe dieses Lied nie wirklich verstanden, bis zu diesem Tag.
Wir haben dann einen schönen
Platz für ihr Grab ausgesucht. Auf einem Grabfeld, nur für Kinder und Babys und
unter einem Baum. Immer wenn die Sonne scheint, dann scheint sie direkt auf Ihr
Grab. Das finde ich schön, zu wissen, dass sie immer in Richtung Sonne guckt.
Ja und den Rest der Zeit
haben wir zu Hause verbracht und viel viel geweint. Der eine immer morgens, der
andere dann abends, so dass meistens einer für den anderen stark sein konnte.
Ich habe für die kleine ein Büchlein gekauft, in das ich reingeschrieben habe,
wenns mir sehr schlecht ging. Somit konnte ich mit ihr reden.
Ich habe für sie noch eine
kleine Mütze gehäkelt und ein Babydecke, damit sie nicht ganz nackt beerdigt
werden muss. Kurz nachdem sie aus der Pathologie kam, hatten wir im
Bestattungshaus nochmal die Möglichkeit uns von ihr zu verabschieden und evlt
noch Bilder zu machen. Allerdings sah sie da nicht mehr aus wie unsere kleine
Maus. Die Fotos, die vom Bestattungshaus gemacht wurden haben wir zwar
bekommen, aber bis heute liegt die CD mit den Bildern noch ungesehen in einer
Schublade.
Wir haben ihr auch noch 2
Kuscheltiere mitgegeben, eins vom Papa ausgesucht und eins von der Mama.
Während der Schwangerschaft hat mein Freund zu Weihnachten einen kleinen Elch
gekauft der seitdem immer auf meinem Bauch mit geschlafen hat. Dieser Mini-Elch
war auch bei der Geburt dabei. Bis heute schläft dieser Elch immer im Bett
zwischen uns. Jeden Abend bekommt er einen Kuss von uns und wir denken an die
kleine. Dieser Elch soll auf die Seele unserer kleine aufpassen, damit sie
immer wieder zu uns zurückfinden kann. Er heißt "Mini-Elch", weil
Cara, als sie noch im Bauch war von uns immer "Mini" genannt wurde...
Ist es Ironie, dass sie eine Skeletterkrankung hatte, die auch mit
Kleinwüchsigkeit einher geht? Naja jedenfalls, reden wir fast immernoch nur von
Mini wenn wir an sie denken. Sie wird immer Mini bleiben und das leider im
wahrsten Sinne des Wortes.
Ich kann gar nicht mehr
sagen, was genau wir Tagsüber gemacht haben in dieser Zeit. Viel geschlafen und
geweint. Abends gabs fast jeden Tag Sushi und um uns abzulenken, haben wir
immer Dschungelcamp geguckt. Das lief ja zu der Zeit. Das war das erste Mal,
dass ich das geguckt habe und es war mein Highlight, jeden Tag.
Viel Lust auf rausgehen
hatten wir beide nicht. Einmal kam meine Schwiegermutter und hat was zu essen
vorbeigebacht. Das war der einzige Abend wo es kein Sushi gab. Wir hatten beide
weder Kraft einzukaufen, geschweige denn zu kochen. Essen hat für mich eh alles
gleich geschmeckt und wirklich Appetit hatte ich nicht.
Es kam mir auch alles so
Sinnlos vor.
Dazu kam noch, dass ich
während dieser Zeit Stress mit meiner Chefin hatte. Durch das hohe
Geburtsgewicht von Cara hatte ich ja Anspruch auf 18 Wochen Mutterschutz. Das
hat sie total angekotzt. Wir haben dann eine Gesprächstermin mit ihr gemacht
und sie Sache mal zu klären und wie es weitergehen soll. Den Termin hatten wir
4 Tage nach der Beerdigung und meine Chefin hat mir nahe gelegt, dass ich den
Mutterschutz mal dafür nutzen soll, um mir eine neue Stelle zu suchen, da sie
mir anschließend, sobald sie es wieder darf, kündigen wird. Leider kann sie das
auch einfach so in einem so kleinen Betrieb.
Als sie mir dann sagte:
"Du kannst dir nicht vorstellen, wie schlimm und stressig die letzten
Wochen waren." und das 4 Tage nachdem ich mein Kind zu Grabe getragen
habe, war für mich klar, mit dieser Frau will ich auch keinen Tag länger
zusammenarbeiten. Kein Wort des Beileids oder so kam von ihr. Als ob ich das
alles gemacht habe, nur um sie zu verärgern...
Somit hatte ich nicht nur mit
meiner Trauer zu kämpfen, sondern auch mit Existenzängsten. Wo sollte das noch
hinführen. Muss man mir noch das Messer in den Rücken rammen, wenn ich schon am
Boden liege?
Zu diesem Zeitpunkt war
unsere kleine schon 2 Wochen nicht mehr bei uns.
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